September Song − Kurt Weill schrieb diese lyrische Komposition 1938 über einen alternden Liebenden, der sich im September seines Lebens befindet. Berühmte Adaptionen stammen von Sarah Vaughan, Nat King Cole − und von Rolf Kühn, erschienen auf dem Album "Das "Is" Jazz" im Jahr 1956. Ein Jahr später folgt Winner's Circle, eine Compilation gemeinsamer Sessions von Musikern, die bei einem einflussreichen Kritikerpoll geehrt worden waren. Kühn ist darauf zum ersten Mal gemeinsam mit John Coltrane zu hören, wenn auch nicht im selben Stück. Er ist gerade 28 und kurz zuvor nach New York emigriert. Als Sohn eines Zirkusartisten wird Kühn 1929 in Köln geboren, ein Septemberkind, das im Leipziger Arbeiterviertel Lindenau aufwächst, wo seine Mutter einen Tabakladen führt. Kühn soll selbst Artist werden und erhält von seinem Vater auf eigenen Wunsch eine Klarinette. Seine bis dahin unbeschwerte Kindheit endet, als in der Reichspogromnacht von 1938 das Geschäft seiner jüdischen Mutter zerstört wird. Er, der bei den Klarinettisten des Leipziger Gewandhaus-Orchesters als Wunderkind gilt, darf als Halbjude nur noch heimlich unterrichtet werden. Der Vater, der sich weigert, seine Frau zu verlassen, erhält Auftrittsverbot und kommt in ein Arbeitslager. Kühn erlebt die Deportation seiner Tanten und Onkel, begleitet von ständiger Angst um die Mutter. Mit 15 übernimmt er erste Jobs, um Geld für die Familie zu verdienen, darunter als Klavierbegleiter sowie Organist und Sargträger bei Beerdigungen. Bomben fallen auf Leipzig, aber der Familie wird, wie allen Juden, der Zugang zu Luftschutzbunkern verwehrt. Kurz nach dem Krieg sind für wenige Monate US-amerikanische Soldaten in Leipzig stationiert. Nach den Swing-Orchestern der Dreißigerjahre hört Kühn über diese Verbindung neuen Jazz in den Clubs der Armee und beginnt, selbst nach Gehör zu improvisieren. Noten gibt es keine, auch keine Schallplatten. Eine befreundete Pianistin, die Leipzigerin Jutta Hipp, spielt ihm eine der raren V-Discs mit der Aufnahme Hallelujah des Benny Goodman Quartetts vor, es ist Kühns Erweckungsmoment. Erst später erfährt er, dass die Gruppe mit den Schwarzen Musikern Teddy Wilson und Lionel Hampton die erste Mixed-Race-Formation war, in einer Zeit der strengen Segregation in den USA. Die Amerikaner als Befreier und die USA als Sehnsuchtsort: Der während des Nationalsozialismus verbotene Jazz wird als Symbol von Demokratie und Freiheit gesehen. Kühn beginnt als Solist im Radioorchester Leipzigs und gewinnt den ersten Preis in einem landesweiten Wettbewerb in Berlin. Er wird abgeworben und spielt im neu gegründeten RIAS Tanzorchester, das Aufnahmen für den US-amerikanischen Markt produziert. 1956 verlässt er Deutschland, um in New York seine großen Idole zu hören und selbst US-amerikanischer Staatsbürger zu werden. Während er auf die Arbeitserlaubnis wartet, geht er jeden Abend in die Clubs im Village und ins Birdland, in dem er ab 1957 selbst auftritt. Eine Tour mit den Birdland Stars startet mit zwei Mitternachtskonzerten in der New Yorker Carnegie Hall und führt anschließend in die Südstaaten der USA. Mit dabei sind Lester Young, Count Basie, Sarah Vaughan und Chet Baker. Je weiter sie in den Süden kommen, desto entsetzter ist Kühn darüber, wie die von ihm bewunderten Musikerinnen und Musiker aufgrund ihrer Hautfarbe behandelt werden. Sein Amerikabild beginnt sich zu verändern. Kühn wird von dem Produzenten John Hammond protegiert, dem Schwager und Förderer von Benny Goodman, der auch Billie Holiday entdeckte. Hammond schert sich nicht um Segregation und produziert die ersten Aufnahmen mit Kühn als Bandleader, darunter "Rolf Kuhn and His Sound of Jazz" mit dem Bassisten Henry Grimes. Durch Hammond begegnet er auch seinem Idol Benny Goodman, der ihn in sein Orchester holt und ihm zeitweise sogar dessen Leitung überlässt. Doch die große Zeit des Jazz ist in New York bereits vorüber, und die Clubs auf der 52. Straße sind geschlossen. Kühn wohnt in der 87. Straße, im Erdgeschoss des Gebäudes lebt Billie Holiday. Sie treten gemeinsam in einer Fernsehshow auf, und sie beschimpft ihn später, als er seinen Schlüssel vergisst und in der Silvesternacht bei ihr klingelt. Anfang 1961 entschließt sich Kühn, nach Deutschland zurückzukehren. Im August besucht ihn sein Bruder Joachim in West-Berlin. In der Nacht, in der Joachim nach Leipzig zurückfährt, wird das Land durch Stacheldraht geteilt. In den ersten Jahren nach dem Mauerbau ist es nicht möglich, aus der BRD in die DDR einzureisen. Die einzige Möglichkeit für Kühn, seine Familie zu sehen, sind Konzerte, auch wenn diese für Musikerinnen und Musiker aus dem Westen offiziell verboten sind. Kühn fährt trotzdem und verliert daraufhin seine Aufträge in Berlin. So kommt er nach Hamburg, wo er beim NDR von 1962 bis 1968 das Fernsehorchester leitet, Jazzkonzerte produziert und auftritt. Parallel beginnt er ab 1962 ein Dirigierstudium. Bei seinen Besuchen in Leipzig geht er mit seinem Bruder ins Studio. So entsteht 1964 das Album Solarius, das als eine der wichtigsten Aufnahmen des neuen, freien Jazz in Europa gilt. Kühns Klarinettensolo im ersten Stück "Minor Impressions" ist große Kunst, die Platte wird in der Dissidenten-Szene der DDR als Kultalbum gehandelt. Zwei Jahre später organisiert Kühn gemeinsam mit dem Pianisten Friedrich Gulda Joachims Flucht aus der DDR. Gulda hatte Joachim Kühn offiziell als Vertreter der DDR zu einem Wettbewerb nach Wien eingeladen. Als er nicht mehr zurückkommt, wird er als Staatsfeind betrachtet und seine Musik verboten. Es folgen ein gemeinsames Konzert bei den Berliner Jazztagen 1966 vor 8000 Zuschauerinnen und Zuschauern im Sportpalast und eine Einladung zum Newport Jazzfestival 1967. Die New York Times schreibt im Juli 1967, das Nachmittagsprogram in Newport würde traditionell die provokantesten Darbietungen des Festivals zeigen, aber selten hätten diese das Abendprogramm so vollständig überschattet wie in diesem Jahr. Aus Deutschland habe der Klarinettist Rolf Kühn mit seiner Abenteuerlust die Veranstaltung zum Funkeln gebracht. Die Kühn-Brüder erhalten daraufhin die Einladung, ein Album für Impulse! Records aufzunehmen. Drei Tage nach dem Tod von Label-Aushängeschild John Coltrane sind sie mit dessen Bassisten Jimmy Garrison im Studio und nehmen in einem Take Impressions of New York auf, ein außergewöhnliches Requiem für den großen Saxofonisten, der in der Kirche St. Peter aufgebahrt liegt. Die Kühns sehen den Leichnam noch, bevor sie zurück nach Deutschland fliegen. Der Kritiker Nat Henthoff interpretiert damals das zerrissene, zitternde und tief in Abgründe stürzende Klarinettensolo Kühns auf dem Album Impressions of New York als Ausdruck einer sich selbst verschlingenden Zeit, in der Fernsehbilder das Grauen napalmverbrannter Kinder aus Vietnam übertragen. Kühn hatte sich über den Jazz eine neue Form der Moderne erschlossen. Eine Gegenwirklichkeit, die auf die physische und psychische Gewalt der Zeit mit einer neuen Zartheit reagierte. Zurück in Deutschland beginnt Kühn, für die Plattenfirma MPS epische Konzeptalben zu produzieren, mit Namen wie "Symphonic Swampfire", "Total Space" und ungewöhnlichen Besetzungen. Er koppelt seine Klarinette an Wah-Wah-Pedale und erforscht gemeinsam mit dem Toningenieur Conny Plank, der auch für die Gruppe Kraftwerk produzierte, elektronisch verstärkte Klänge. Mit Gunther Schuller tritt er in dessen Jazzoper "The Visitation" auf. Er spielt mit Friedrich Gulda und tourt mit den German All-Stars durch Südamerika. Daneben schreibt er Filmmusiken und leitet Produktionen am Schauspielhaus Hamburg und dem Berliner Theater des Westens. Drei Jahrzehnte nach seiner Coltrane-Hommage reist Kühn 1997 wieder nach New York, wo er mit Ornette Coleman die Duo-Aufnahme "The Vertical Circle" einspielt. Er schreibt jetzt Auftragskompositionen für die klassische Klarinettistin Sabine Meyer und die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker. 2009 erhält er mit der Ehrenurkunde die höchste Auszeichnung des Preises der deutschen Schallplattenkritik und 2011 gemeinsam mit seinem Bruder Joachim den Jazz-Echo für sein Lebenswerk. Trotz solcher Preise und der Kanonisierung seiner Arbeit bleibt Kühn experimentierfreudig. 2008 gründet er mit jungen Musikern aus der freien Improvisationsszene Berlins die Band Tri-O. Mit geschlossenen Augen tastet sich deren Musik durch schmale Korridore, reibt sich an aufgebrochenem Mauerwerk und zerborstenem Glas. Immer tiefer hinein in weite Klangflächen, wo Komposition und freies Spiel ineinandergreifen. Verzweigt und widersprüchlich, ein undurchsichtiger Klang. Kühn ist auch danach vielseitig aktiv, gemeinsam mit seinem Bruder und der Rhythmusgruppe von Wayne Shorter nimmt er noch einmal für Impulse! auf, außerdem entstehen weitere Alben mit seinem eigenen Quartett. Bis zuletzt spielt er mehrere Stunden am Tag Klarinette. Vor Corona in einem Studio des ehemaligen RIAS-Rundfunkgebäudes, in dem sich heute Deutschlandfunk Kultur befindet, danach in einem schallgeschützten Raum seiner Wohnung in Berlin-Wilmersdorf. Beinahe hundert Jahre Jazzgeschichte wird sein Leben am Ende umfassen: Vom Swing über die klassische Quartett-Besetzung des Modern Jazz, Free Jazz und psychedelischen Artrock bis zu komplexen Kompositionen und Improvisationsstrukturen. Immer wieder lotet Kühn neue klangliche Räume mit den für ihn typischen fließenden, tänzelnden Linien und messerscharfen Stakkato-Läufen aus. Konzerte spielt er mit völliger Hingabe, wie noch in diesem Jahr auf dem X-Jazz-Festival in Berlin und bei seinem letzten Auftritt am 4. Juni in der Hamburger Elbphilharmonie. 2000 Zuschauerinnen und Zuschauer erheben sich dort von ihren Sitzen, um Kühn zu feiern. Der Musiker hatte noch weitere Konzerte geplant, aber ein letzter September war ihm nicht mehr vergönnt. Am 18. August, wenige Wochen vor seinem 93. Geburtstag, stirbt Rolf Kühn an den Folgen einer Operation. Bis zuletzt umgeben von Musik, von Jazz. (Maxi Broecking, "Zeit", 22.8.2022) |
Rolf Kühns jahrzehntelange Präsenz auf der Jazzszene glich einem Glücksfall und einem Geschenk. Rolf Kühn war ein Ausnahmekünstler, ein deutscher Jazzmusiker der Königklasse, einer der ganz wenigen von Weltformat. Und er war ein wunderbarer Mensch, voller Weisheit und Zugewandtheit, bescheiden und sanft, aber auch entschlossen, wenn es um Haltung und um ästhetische Maßstäbe ging. In Fragen der Qualität gab es für ihn keine Kompromisse. Um den eigenen höchsten Ansprüchen zu genügen, hat er bis ins hohe Alter konsequent geübt, sich in jeder Hinsicht in bester Form gehalten. Wesentlich für die Strahlkraft seiner Musik war seine Liebe zu den Menschen, seine künstlerische Phantasie und sein waches Interesse an dem, was um ihn herum passiert. Das führte ihn mit Musikern und Musikerinnen jüngerer Generationen zusammen, denen er generös und partnerschaftlich begegnete. Etwas ganz Besonderes war seine lebenslange Verbundenheit mit seinem Bruder Joachim − eine auf tiefer Zuneigung beruhende Kraft- und Inspirationsquelle, für beide. Wer Rolf Kühn näher kennenlernen durfte, wird in Verbindung mit ihm immer auch an Melanie denken. Im Gleichklang der Seelen ebenso wie bei der Bewältigung des Alltäglichen war sie die Perfektion an seiner Seite, mehr noch: seine Muse. Rolf hatte die ganze Geschichte seines Instrumentes aufgesogen, sich in unterschiedlichen Richtungen des Jazz profiliert und beständig auf die Suche nach dem Neuen begeben. Selten traf der Satz, dass der Stil eines Menschen seinen Charakter darstellt, so zu wie auf ihn. Rolf hatte Stil − in allem, was er tat und wie er auftrat − in der Art sich zu geben und auch in der, anderen zu begegnen. Man kann es gut mit einem Wort beschreiben, das heute schon fast aus der Mode gekommen zu sein scheint, obwohl es nichts von seiner Bedeutung verloren hat: nobel. Rolf Kühn war gütig und nobel, zugleich up to date und relaxt. Der Stil macht den Menschen und den Musiker aus. Und im Jazz natürlich auch der Ton. Rolf Kühns Ton auf der Klarinette bleibt unerreicht − warm, rund, elegant, reif und vollendet. In diesem Ton spiegelten sich die Erfahrungen eines langen und reichen Musikerlebens. Souveränität und Meisterschaft war seinem Wesen ebenso eigen wie Wagemut und Risikofreude. Rolf Kühn wurde von einer unbändigen Neugierde vorangetrieben, die ihn die bekannten, auch die bewährten Pfade immer wieder verlassen und etwas finden ließ, mit dem er uns zu faszinieren und zu erfreuen vermochte. Er habe sein ganzes Leben in die Musik gesteckt, hat er einmal gesagt. Diese Musik wird bleiben. Rolf wird uns fehlen. Das Lebenswerk der bedeutenden Jazzmusiker Rolf Kühn (Klarinette) und Joachim Kühn (Piano) ist mit dem Deutschen Jazzpreis 2023 geehrt worden. (Bert Noglik) |
Jazz legend Rolf Kühn has passed away in Berlin at the age of 92 It is with a heavy heart that wife Melanie Kühn, brother Joachim Kühn, the Jazzhaus Artists agency and the label Edel/MPS announce the death of jazz clarinettist Rolf Kühn on August 18, 2022 in Berlin. Rolf Kühn could look back on an eventful life. Born in Cologne in 1929 and raised in Leipzig, his childhood was marked by repressions he had to endure as a "half-Jew" in the Third Reich. Already during this time he devoted himself to his beloved clarinet. After an engagement with the RIAS Dance Orchestra in the early 1950s, he lived in New York City for 6 years and played as first clarinettist in Benny Goodman's band, founded his own bands and was awarded the Downbeat Critics Poll as Clarinet New Star. A long stint in Hamburg with the public broadcaster NDR followed, until he was drawn back to Berlin as musical director of the Theater des Westens. Rolf Kühn has released a large number of albums and composed hundreds of pieces of music for film and television. His life's work was honored, among others, with the German Jazz Trophy and the highest award of the "Preis der Deutschen Schallplattenkritik" (German Record Critics' Prize) and documented in 2019 in the TV documentary "Brüder Kühn − Zwei Musiker spielen sich frei." Until now he gave concerts on the world's great stages from New York to the Hamburg's Elbphilharmonie. Rolf will always be remembered as the inspiring, gentle, innovative, and young−at−heart artist and person that he was. He lived a full life, dedicated to music, culture and joy until his last day. Jazz-Legende Rolf Kühn im Alter von 92 Jahren in Berlin verstorben Schweren Herzens geben Ehefrau Melanie Kühn, Bruder Joachim Kühn, die Agentur Jazzhaus Artists und das Label Edel/MPS den Tod des Jazz-Klarinettisten Rolf Kühn am 18. August 2022 in Berlin bekannt. Rolf Kühn konnte auf ein bewegtes Leben zurückblicken. Geboren 1929 in Köln, aufgewachsen in Leipzig, war seine Kindheit durch Repressionen geprägt, die er als "Halbjude" im Dritten Reich zu ertragen hatte. Bereits in dieser Zeit widmete er sich seiner geliebten Klarinette. Nach einem Engagement beim RIAS-Tanzorchester zu Beginn der 50er Jahre lebte er für sechs Jahre in New York City und spielte als erster Klarinettist in der Band von Benny Goodman, gründete eigene Bands und wurde mit dem Downbeat Critics Poll als Clarinet New Star ausgezeichnet. Es folgte eine lange Station in Hamburg beim NDR, bis es ihn wieder nach Berlin als Musikalischer Leiter des Theaters des Westens zog. Rolf Kühn hat eine Vielzahl von Alben veröffentlicht und hunderte Musiken für Film und Fernsehen komponiert. Sein Lebenswerk wurde u. a. mit der German Jazz Trophy und der höchsten Auszeichnung des Preises der Deutschen Schallplattenkritik geehrt und 2019 in der TV-Dokumentation "Brüder Kühn − Zwei Musiker spielen sich frei" dokumentiert. Er gab bis zuletzt Konzerte auf den großen Bühnen der Welt von New York bis zur Elbphilharmonie. Rolf wird immer als der inspirierende, sanfte, innovative und jung gebliebene Künstler und Mensch in Erinnerung bleiben, der er war. Er lebte ein erfülltes Leben, das bis zu seinem letzten Tag der Musik, der Kultur und der Freude gewidmet war. (MPS Music) |
Mit warmem und strahlendem Ton Trauer um eine Musiklegende: Rolf Kühn ist tot. Der Klarinettist spielte mit den Superstars des Jazz zusammen, sein Ton wird in Erinnerung bleiben. Der Musikjournalist Matthias Wegner attestiert ihm eine überragende Bedeutung für den deutschen Jazz. ("Deutschlandfunk Kultur", 22.8.2023) Kühns Ton als Klarinettist galt als unverwechselbar, MDR KULTUR-Jazzexperte Bert Noglik beschreibt ihn als "warm, rund, elegant und vollendet" Er war als Musiker bis ins hohe Alter aktiv. So hat er noch mit 90 Jahren die Musik zur Radiodokumentation "Kinder des Krieges" geschrieben. Vor gut zwei Jahren, im Mai 2020, sagte er bei MDR KULTUR, er freue sich schon "auf das übernächste Album". ("mdr", 22.8.2023) Das Beste kommt noch Eleganz und Abstraktion: Der Klarinettist Rolf Kühn war einer der international angesehensten deutschen Jazzmusiker seiner Generation. Noch für den kommenden Monat waren mehrere Konzerte angesetzt − darunter eines mit seinem so ungleichen Bruder Joachim, mit dem ihn doch tiefe Zuneigung und ein inniges musikalisches Verständnis verband. Rolf Kühns Tod am vergangenen Donnerstag hat diese Pläne nun vereitelt. (Gregor Dotzauer, "Tagesspiegel", 22.08.2023) Er verfeinerte das freie Spiel Rolf Kühn hat mit den Größen des Jazz gespielt, zog von Ost- nach Westdeutschland und war ein wichtiger Multiplikator. (Maxi Broecking, "taz", 22.08.2023) Aura der Freiheit Bis zum Schluss hat der Klarinettist Rolf Kühn geübt − wenn möglich, zwei Stunden am Tag. Musik und Neugier enden schließlich nicht, nur weil man selbst alt wird. (Ralf Dombrowski, "Süddeutsche Zeitung", 22.08.2023) Gentleman an der Klarinette In der Tongebung von unübertroffener Eleganz, sprengte er die Grenzen des standardisierten Jazz: Der große Jazzmusiker Rolf Kühn ist gestorben. (Wolfgang Sandner, "FAZ", 22.08.2023) Ein unermüdlicher Nonkonformist Im Laufe seiner langen Karriere stellte sich Rolf Kühn immer wieder neuen Herausforderungen, umgab sich mit Spielpartnern jüngerer Generationen, anderer Kulturkreise und unterschiedlicher stilistischer Ausrichtung. Und sammelte dabei so viele Auszeichnungen, dass er heute wohl der meistdekorierte deutsche Jazzmusiker ist. ("Jazzecho.de", 22.08.2023) Der Kühne mit der Klarinette Klarinettist Rolf Kühn ist eine Jazzlegende. Seine Karriere umspannt volle sieben Jahrzehnte, also fast die komplette Jazzgeschichte. (...) Wer je das Glück hatte, sich mit dem Klarinettisten Rolf Kühn zu unterhalten, merkte schnell, dass er es hier mit einem ganz besonderen Menschen zu tun hatte. Freundlich, verbindlich und kristallklar in seinen Gedanken: So war Rolf Kühn auf und neben der Bühne. Sein Wirken als europäischer Jazzmusiker und Klarinettist kann man gar nicht hoch genug einschätzen. (Peter Bürli, "SRF", 22.08.2023) Rolf Kühn is one of the few performers who has made a small place for the clarinet in the contemporary jazz, when all genres seem obliged to attach the prefix 'post'-. (John McDonough, DownBeat Magazine) |
Rolf Kühn − The grandmaster of the jazz clarinet: Videos (Videos, JazzBluesNews) Musiker Rolf Kühn über New York und Billie Holiday: "Die erste Liebe blieb bis heute" (Artikel von 2017, Frankfurter Allgemeine) "Klarinette ist eine kapriziöse junge Dame" (Artikel von 2014, Deutschlandfunk Kultur) Musik: Rolf Kühn: Aquarellist mit Klarinette (Artikel von 2009, Tagesspiegel) Wikipedia Discogs |
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